Klimagerechtigkeit UND Geschlechtergerechtigkeit gibt es nur gemeinsam

Greta Pomberger

01/07/2024

Sujet zum Blogbeitrag

Sowohl die Klimakrise als auch die noch immer nicht erreichte Geschlechtergerechtigkeit sind brandaktuelle Themen. Sollten wir weitermachen wie gehabt, dann werden sie das auch noch längere Zeit bleiben. Derzeit verzeichnen wir nämlich sowohl bei der Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels als auch beim Kampf um die Geschlechtergleichstellung eher Rückschritte als Fortschritte. Doch warum kann Klimagerechtigkeit nur gemeinsam mit der Geschlechtergerechtigkeit und umgekehrt existieren und funktionieren?

Die Begriffe „Klimagerechtigkeit“ und „Geschlechtergerechtigkeit“

Der Klimawandel bringt Veränderungen mit sich, die nicht nur die Umwelt betreffen, sondern auch uns Menschen. Klimagerechtigkeit oder auch Klimaungerechtigkeit setzt hier an. Klimagerecht wäre es nämlich, wenn alle Menschen gleich von den Auswirkungen des Klimawandels beeinflusst wären. Das würde auch bedeuten, dass die Staaten und Menschen, die Hauptverursacher*innen des Klimawandels sind, ihren CO2 Ausstoß verringern müssten. Außerdem müssten sie andere Staaten und Menschen (die weniger CO2 Ausstoß zu verantworten haben) dabei unterstützen, sich an den Klimawandel anzupassen. Die Menschen, die am meisten von Extremwetterereignissen betroffen sind, brauchen genügend Mittel, um mit den Schäden und Verlusten umgehen zu können. Um dieses Ungleichgewicht zu verdeutlichen, hat Greenpeace treffend zusammengefasst, dass die reichsten 10 % des Landes rund doppelt so viel klimaschädliche Emissionen wie die österreichischen Durchschnittsverdiener*innen verursachen.

Die Geschlechtergerechtigkeit hingegen bezieht sich auf die Gewährleistung von Fairness und Gerechtigkeit bei der Verteilung von Nutzen und Verantwortung zwischen den Geschlechtern. Geschlechtergerechtigkeit bedeutet auch, die Geschlechterstereotype abzuschaffen und allen Menschen die gleichen Freiheiten und Pflichten aufzuerlegen.

Wie wirkt sich die „KlimaUNgerechtigkeit“ auf die „GeschlechterUNgerechtigkeit“ aus?

Die Frage ist nun: Wie wirken sich diese beiden Begriffe nun aufeinander aus und warum kann das eine nicht ohne das andere existieren?Nachdem weder die Klimagerechtigkeit, noch die Geschlechtergerechtigkeit bis dato verwirklicht sind, schauen wir uns ihre Verbindung anhand der herrschenden Ungerechtigkeiten an.

Besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden kranke und ältere Menschen, genauso wie armutsgefährdete Menschen bzw. Menschen in Armut sowie Mädchen* und Frauen* weltweit. Wir halten fest: Die Klimakrise verstärkt soziale Ungleichheiten. Ihr fragt euch bestimmt, warum Mädchen* und Frauen* besonders unter dem Klimawandel leiden?

Das ist der Fall, weil sie von der Klimakrise weltweit härter betroffen sind. Sie leisten nämlich aufgrund der Auswirkungen des Klimas mehr Care-Arbeit als sowieso schon und sind oft auch in ihrer Erwerbstätigkeit eingeschränkt. Vor allem Frauen*, die in der Landwirtschaft arbeiten, verlieren durch die Klimakrise ihren Job und wichtige Ressourcen zum Überleben. Sie haben somit ein höheres Risiko, Opfer von Menschenhandel und Gewalt zu werden. Im globalen Süden sterben auch mehr Frauen* bei Naturkatastrophen als Männer. Außerdem erkranken Frauen* häufiger aufgrund der Folgen des Klimawandels. Besonders schlimm: Bei Dürren werden Mädchen* aus der Schule genommen oder verheiratet.

Habt ihr übrigens schon vom Begriff „Petromaskulinität“ gehört? Dieser Begriff setzt sich aus dem Wort „Petroleum“ (Erdöl) und „Maskulinität“ (Männlichkeit) zusammen. Dieser Begriff steht für die starke Verbindung von Männlichkeit und fossilen Brennstoffen in unserer Gesellschaft und somit für ein besonders umweltfeindliches Verbrauchsverhalten. Aber sind wir uns mal ehrlich: Wer hat nicht mindestens einen „männlichen Mann“ in seinem Umfeld, der große, schnelle Verbrennerautos fährt und täglich Fleisch ist? Und wenn ihr zu den Glücklichen gehört, die nicht so eine Person im Umfeld haben, dann kennt ihr sie bestimmt in Persona von Donald Trump, Wladimir Putin oder dem Boomer-Moderator „der sich nichts verbieten lassen will“ aus dem Fernsehen. Petromaskulinität ist also ein Begriff, den wir uns für unsere Argumentation unbedingt merken sollten.

Wer setzt sich bereits für eine gerechte Welt ein?

Das Paradoxe ist, dass Frauen* und Mädchen* nicht nur weniger CO2 ausstoßen, also somit ressourcenschonender leben, sie sind es auch noch, die den Klimaschutz fördern. Meist tun sie dies als Aktivistinnen schlichtweg aus dem einfachen Grund, dass Frauen* noch immer bei wichtigen gesellschaftspolitischen Entscheidungen kein Mitspracherecht bzw. keine Entscheidungsmacht haben.

Kürzlich zeigte das aktuelle Tagesgeschehen aber, dass es Hoffnung gibt. Die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler schrieb Geschichte, indem sie für das Europäische Renaturierungsgesetz und somit auch für den Umwelt- und Klimaschutz stimmte. Das tat sie entgegen der Meinung ihrer Koalitionspartner, aber mit einer umso größeren Menge Mut. Unter anderem begründete sie ihre Stimme für das Renaturierungsgesetz so: „Jetzt zu zögern, geht sich mit meinem Gewissen nicht aus.“ Diese Handlung ist nicht nur mutig gewesen, sondern sie war wieder einmal ein positives Beispiel dafür, wie dringend Frauen* als besonders Betroffene des Klimawandels entsprechende Entscheidungsmacht brauchen.

Merkt euch also als heutiges Learning: Klimagerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit können nur Hand in Hand gehen.

Quellen: Inspiration und Quellen für diesen Artikel stammen aus dem Workshop des Vereins Hallo Klima! 

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