Erkenntnis zum Internationalen Frauen*tag: Frauen sind im steirischen Erwerbsleben noch lange nicht gleichberechtigt.

Dachverband

07/03/2023

Der Internationale Frauen*tag als Errungenschaft der Arbeiterinnenbewegungen

Der Internationale Frauen*tag hat seinen Ursprung in der Arbeiterinnenbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Frauen in der Arbeiter*innenklasse wurden damals doppelt ausgebeutet. Sie leisteten unbezahlte Care-Arbeit und arbeiteten in Fabriken unter schlimmsten Bedingungen. Die Arbeiterinnen kämpften damals für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und würdige Wohn- & Lebensbedingungen.

Der 8. März als Internationaler Frauen*tag ist eine Errungenschaft der vergangenen Arbeiterinnenbewegungen. Grund genug, sich die Arbeitsbedingungen von Frauen in der Steiermark (nicht nur) an diesem Tag anzuschauen.

„Gleichstellung in Zahlen in der Steiermark“ gibt Auskunft über steirische Frauen* im Erwerbsleben

Die Steirische Gleichstellungsstatistik „Gleichstellung in Zahlen in der Steiermark“ lieferte zuletzt deutliche Zahlen. (Amt der Steiermärkischen Landesregierung, A17 Referat Statistik und Geoinformation, Steiermark Gleichstellung in Zahlen 2022 unter: https://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/170490930/DE/)

Frauen arbeiten in der Steiermark vor allem in den Bereichen „Gesundheits- und Sozialwesen“ (20,8%), „Handel“ (16,5%), „Erziehung und Unterricht“ (10,9%) sowie „Beherbergung und Gastronomie“. Frauen haben auch öfter einen Abschluss in Pädagogik (27,9%) und im Gesundheits- und Sozialwesen (16,6%). Unter den häufigsten Lehrberufen für Frauen sind Ausbildungen im Einzelhandel, als Bürokauffrau und Friseurin/Stylistin) zu finden. Die „klassischen Rollenbilder“ spiegeln sich also noch immer in der Berufswahl wider.

Aber auch die Aufstiegschancen sind für Frauen geringer und werden von den Mitbewerbern verringert. Im Jahr 2021 waren insgesamt 5,6% der erwerbstätigen Männer, aber nur 3,1% der Frauen eine Führungskraft.

Nur ein Drittel aller Führungskräfte sind Frauen.

Ein Viertel der unselbstständig Erwerbstätigen üben eine Leitungsfunktion aus. Davon ist auch nur ein Drittel weiblich und der Rest männlich.

In den Top 100 Unternehmen der Steiermark liegt der Frauenanteil 2021 in der ersten Führungsebene (Vorstand, Geschäftsführung und Aufsichtsrat) bei 13%. Das sind 72 Frauen von insgesamt 565 Personen. Das spricht für sich.

Dazu kommt, dass jede 2. erwerbstätige Frau der Steiermark in Teilzeit (51,1%) arbeitet. Hingegen arbeitet nur ein Mann von 9 erwerbstätigen Männern in der Steiermark in Teilzeit (11,1%). Die Gründe dafür können wieder von der Rolle der Frau in der Gesellschaft abgeleitet werden. Mehr als ein Drittel der Frauen in Teilzeit gaben nämlich als Grund die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen an.

Männer gehen auch deutlich seltener in Karenz. Wenn Männer in Karenz gehen, dann höchstens bis zu drei Monate. Frauen nehmen zu einem Großteil mindestens ein Jahr Karenz (56,8% aller weiblichen Karenzbeendigungen) in Anspruch.

Dies resultiert unter anderem in einer Gender Pay Gap. Frauen verdienen ca. zwei Fünftel weniger als Männer. Bei den unselbständig Erwerbstätigen gibt es in der Steiermark einen Einkommensunterschied im Jahresbruttoeinkommen von fast 40% zwischen Frauen und Männern. Dieser Unterschied ergibt sich aufgrund der Beschäftigungsausmaße (Teilzeit/Vollzeit), der Beschäftigungsdauer & der Arbeitsbranche. Schließlich arbeiten fast zwei Drittel der Frauen in Branchen, in denen sie um 29,1% – 39,0% weniger als Männer verdienen.

Aufgrund dieser Einkommensunterschiede sind Frauen auch im Alter besonders gefährdet in Armut zu leben. Die Pension Gap in der Steiermark beträgt durchschnittlich 40,5%. Dabei unterscheidet sich aber die Höhe der Pension Gap in den Regionen. In Graz zum Beispiel beträgt der Einkommensunterschied zwischen Pensionisten & Pensionistinnen 30,7% & im Murtal sogar 43,9%. Dabei beziehen mehr Frauen (26,3%) als Männer (22,2%) eine Pension.

Es zeigt sich, dass Frauen in der Steiermark eher armutsgefährdet sind. 14% der steirischen Frauen sind armutsgefährdet, während es bei Männern 10% sind.

Die Erkenntnis aufgrund dieser Zahlen

Diese Zahlen könnten nicht deutlicher widerspiegeln, dass Frauen im steirischen Erwerbsleben noch lange nicht gleichberechtigt sind. Viele Gründe sind dafür ursächlich und lassen sich doch auf ein vordergründiges Ziel herunterbrechen: Die Auflösung der geschlechterspezifischen Rollenbilder. Solange diese Rollenbilder noch so starr in unseren gesellschaftlichen Strukturen verankert sind, werden Frauen es schwer haben sich entgegen diesen menschgemachten Hürden im Berufsleben zu beweisen.

Was Frauen* und Mädchen* am 8.März wirklich brauchen

Frauen* und Mädchen* feiern am 8. März unter anderem ihre hart erkämpften Rechte und fordern gleichzeitig die Beseitigung von noch existierenden Diskriminierungen ein. An diesem Tag brauchen Frauen* und Mädchen* keine Rabatte und Einkaufsaktionen. Sie brauchen auch keine Blumen und Schokolade. Was Frauen* und Mädchen* wirklich brauchen, ist das, wofür die Generationen an Frauen zuvor schon hart gekämpft haben, nämlich Gleichstellung. Dafür setzt sich auch der Dachverband der Steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen ein.

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