Diese Frage hat die britische Investigativ-Journalistin Ellie Flynn erforscht. Es fällt schwer, sich die Aufnahmen dieses Experiments anzusehen, wenngleich es die Realität für Frauen und Mädchen (nicht nur in Großbritannien) widerspiegelt. Daher eine kurze Zusammenfassung von den Erfahrungen, die Ellie gemacht hat. Wir empfehlen auf jeden Fall, sich das Video anzuschauen. Denn übrig bleibt eine deutliche Forderung: EDUCATE THE BOYS!
Wie ergeht es einer „betrunkenen“ Frau, die abends unterwegs ist?
In ihrem sozialen Experiment begab sich die britische investigative Journalistin Ellie Flynn in die Welt des Nachtlebens, um das Verhalten gegenüber einer vermeintlich betrunkenen Frau zu analysieren. Natürlich war Ellie nicht betrunken, sondern spielte dies nur. Sie war zudem ausgestattet mit versteckten Kameras und bekam Unterstützung von ihrem Team.
Ellie war an zwei verschiedenen Abenden an zwei verschiedenen Orten unterwegs. Sie begann ihre erste Nacht in einer lebhaften Innenstadt. An beiden Abenden wird Ellie permanent angesprochen & immer recht schnell zur Intimität/Sex aufgefordert. Offensichtlich ist, dass die Männer, die sie ansprechen, versuchen ihre Verletzlichkeit auszunutzen. Allen Männern ist augenscheinlich sofort klar, dass Ellie betrunken ist. Die Gespräche sind Seiten der Männer manipulativ. Sie vermitteln der „betrunkenen“ Ellie, dass sie sie mögen & dass sie ja auch Intimität wolle. Oft umzingeln mehrere Männer Ellie und reden gemeinsam auf sie ein und das obwohl Ellie zu allen Kontakten sagt, sie brauche keine Hilfe und möchte nicht kommunizieren.
Es bleibt aber nicht „nur“ bei Worten und manipulativen Verhalten. Einzelne Männer überschreiten noch weitere Grenzen. Ein Mann folgt Ellie sogar in ihr Hotelzimmer. Sie sagt ihm mehrmals, dass sie kein Interesse daran hat, den restlichen Abend mit ihm zu verbringen. Er folgt ihr dennoch und versucht ihr das Gegenteil einzureden.
Ein anderer Mann wird schon bald handgreiflich und versucht Ellie in ein Taxi zu drängen. Man möchte sich nicht ausmalen, wie weit dieser Mann noch gehen würde, wenn er schon zu beginn des Kontakts mit Ellie so handelt.
Die Diskussion der Aufnahmen mit einer Gruppe unbeteiligter Männer
Ellie zeigt im Anschluss die Videos einer unbeteiligten Gruppe von Männern, die aus ganz UK zusammenkamen. Man merkt, dass es ihnen teilweise schwerfällt, sich die Aufnahmen anzusehen. Die Zuschauer geben zu, wie gefährlich es für (betrunkene) Frauen überall werden kann.
Die Männer sind überzeugt, dass es Aufklärung im Bildungssystem braucht, das schon früh- am besten in der Schule – ansetzt. Sie stellen fest, dass sich Männer mit Frauen mehr solidarisieren und sich für ihre Sicherheit einsetzen müssen. Diese Diskussion zeigt, dass es einigen Männern noch immer nicht bewusst sein dürfte, wie gefährlich Alltagssituationen für Mädchen und Frauen werden können.
Wenn ihr die Ressourcen habt, dann schaut euch das Video des Experiments gerne an unter: https://www.facebook.com/watch/?v=3525652230987591.
Ellie Flynn hat übrigens bereits in der Vergangenheit wichtige Aufklärungsarbeit mit ihren Experimenten geleistet. Zum Beispiel zeigte sie in einer ihrer Recherchen auf, wie Vermieter die Existenzängste und finanziellen Sorgen von Mieterinnen und Frauen auf der Suche nach einer Wohnung ausnutzen. Sie erpressen Frauen mit der Gewährung von Wohnraum gegen sexuelle Handlungen.
Auch hier muss angemerkt werden, dass Ellie Flynn die Situation in UK erforscht hat. Da dieses Thema aber noch immer tabuisiert ist, vermuten wir, dass solche Situationen auch in Österreich vorkommen. Daher müssen wir sie ernst nehmen. Diese Machtverhältnisse und ihre Ausnutzung dürfen nicht unausgesprochen „geduldet“ werden.
Das Experiment von Ellie Flynn ist nicht nur ein Einblick in das erschreckende Verhalten von Männern gegenüber einer Frau im Nachtleben, sondern auch eine Gelegenheit, dringend notwendige Gespräche über Sicherheit, Gleichberechtigung und Respekt anzustoßen. Ihre Experimente erinnern daran, wie wichtig es ist, eine Kultur der Solidarität und Verantwortung zu schaffen, um sicherzustellen, dass alle Menschen – unabhängig von Geschlecht – sicher und respektvoll behandelt werden, egal wo sie sich befinden.