GENDER DATA GAP
Wusstest du, dass die österreichische Bevölkerung mit knapp 51% mehrheitlich aus Frauen besteht? Bei den über 60-jährigen Menschen in Österreich liegt der Frauenanteil sogar bei knapp 55%.
Auch in den österreichischen Schulen -AHS mit einem Anteil von 54,9 %, BHS mit 53,3 %, in pädagogischen Schulen sogar mit 91 % und Schulen im Gesundheitswesen mit 83,6 % überwiegen die Mädchen. In öffentlichen Universitäten sind knapp 54% der Studierenden Frauen. [1]
Diese Zahlen zeigen ganz nebenbei, dass Frauen und Mädchen das österreichische System tragen, indem sie vor allem in pädagogischen und gesundheitsrelevanten Arbeitsbereichen tätig sind.
Dennoch werden Daten die Frauen betreffen, oftmals „vergessen“, wenn es um wissenschaftliche Untersuchungen geht. Dies wirkt sich wiederum auf die Lebensrealität vieler Frauen aus, indem alltägliche Aktivitäten und Umstände nur auf Männer ausgelegt sind. Ihr ahnt es bestimmt schon, dieser Missstand nennt sich „Gender Data Gap“. Bestimmt kommen diesbezüglich bei einigen Menschen leise Gedanken wie“ so schlimm kann das gar nicht sein“ auf. Spoiler: Falsch gedacht, Gender Data Gaps können sich fatal auf das Leben von Frauen auswirken und ihnen im schlimmsten Fall das Leben kosten, aber der Reihe nach.[2]
Unangenehm, aber nicht lebensgefährlich ist, dass die Standardtemperatur in Büros immer etwas zu kühl für eine durchschnittliche Frau ist, oder die Regale in Geschäften für Frauen meist zu hoch montiert sind. Auch dass die Flächenplanung es noch immer versäumt, Toiletten geräumig genug zu gestalten, dass Frauen nicht wesentlich länger anstehen müssen als Männer, ist mehr als unangenehm. Hier gibt es übrigens genügend Daten, wieviel Zeit Frauen im Durchschnitt auf Toiletten verbringen und wieviel Platz angemessen wäre, diese Daten werden aber schlichtweg von den Verantwortlichen ignoriert.
Lebensverändernd ist die Gender Data Gap für Frauen, wenn Algorithmen zum Einsatz kommen. Dies ist sowohl in der Medizin bei Diagnosen sowie bei Personal-Recruiting bereits der Fall. Aufgrund der fehlenden Daten von Frauen trägt der verfälschte Algorithmus zur weiteren Diskriminierung bei.
Lebensbedrohlich wird die Gender Data Gap hinsichtlich der Sicherheitsvorrichtungen in Autos, welche nicht auf weibliche Körper ausgelegt sind. Untersuchungen belegen, dass Frauen daher zu 48% höherer Wahrscheinlichkeit als Männer schwer verletzt werden, sollte es zu einem Unfall kommen. Im Winter haben es Frauen auch schwerer, da sie häufiger als Männer zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Bei der Schneeräumung werden aber die Straßen priorisiert, obwohl das Unfallrisiko auf beschneiten Fußwegen per se viel höher ist. Frauen sind daher durch die Priorisierung der Straßen einem erhöhten Unfallrisiko ausgesetzt.
Kommen wir zurück zur Medizin. Auch hier wirkt die Gender Data Gap nicht nur lebensverändernd, sondern lebensbedrohlich für Frauen. Der männliche Körper steht in der Medizin seit jeher synonym für den menschlichen Körper. Insofern werden bei Medikamenten und Behandlungstests weibliche Körper nicht ausreichend bis gar nicht berücksichtigt und das obwohl bekannt ist, dass das Gewebe und Organsystem des Körpers, das Auftreten, der Verlauf und die Ausprägung von Erkrankungen grundlegende Unterschiede zwischen dem männlichen und weiblichen Körper aufweisen. Es folgen Fehldiagnosen und falsche Behandlungen von Frauen, die ihnen das Leben kosten können.
Wie so oft kann hier nur ein ständiges Hinweisen auf die Gender Data Gaps Abhilfe schaffen. Alle Menschen müssen es einfordern, dass Daten von Frauen bei der wissenschaftlichen Bearbeitung von Themen aller Art erhoben und ausgewertet werden, da dies sonst im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
[1] Quelle: Bundeskanzleramt, Gender-index-2020 https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/frauen-und-gleichstellung/gender-mainstreaming-und-budgeting/gender-daten-index.html; Anmerkung zu diesen Daten: Diese Erhebungen spiegeln aufgrund deren Binarität nicht die gesamte österreichische Bevölkerung mit all den gegebenen Geschlechtsidentitäten richtigerweise wider.
[2] Quelle: https://www.humanrights.ch/de/ipf/menschenrechte/frau/gender-data-gap-frauen-daten?gclid=EAIaIQobChMIgKWxjuin-QIVCJBoCR29DQjmEAAYASAAEgLB9PD_BwE