Leider haben wir diese Begriffe nicht erfunden und leider sind sie auch kein Scherz. Tatsächlich sind dies Gegenbewegungen des Feminismus.
Den Begriff „Antifeminismus“ gibt es genauso lange, wie die Frauenbewegungen selbst.
Im 19. Jahrhundert startete die erste internationale Frauenbewegung und deren Aktivistinnen bezeichneten sich gegen 1880 selbst als „Feministinnen“, wohl wissend, dass dieser Begriff von den Gegner*innen des Feminismus als „Beleidigung“ genutzt wurde. Diese Gegner*innen des Feminismus fühlten sich aufgrund der beginnenden Gleichstellung der Frauen sichtlich bedroht. Schließlich wurden zur Jahrhundertwende die Bildungsinstitutionen für Frauen zugänglich gemacht, Frauen gingen zunehmend einer Erwerbstätigkeit nach und engagierten sich auch politisch, um ihre Forderungen und Rechte durchzusetzen. Als dann noch die Einführung des Wahlrechts für Frauen diskutiert wurde, war es den Antifeministen zu viel der Gleichstellung und sie schlossen sich 1912 im „Deutschen Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation“ zusammen. Diese Vereinigung von wohlhabenden Frauen und Männern aus der Oberschicht war nicht nur antifeministisch eingestellt, sondern auch nationalistisch, völkisch-rassistisch und antisemitisch. Lange hielt sich der „Deutsche Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation“ aber nicht, denn mit der Einführung des Frauenwahlrechts löste er sich auf. Es dauerte nicht lange und der Nationalsozialismus beendete die erste Frauenbewegung.
Erst 1968 formierten sich vor allem Studentinnen und legten den Grundstein für die zweite Frauenbewegung. Aufgrund aktueller Themen (Kinderbetreuung, Abtreibung) schlossen sich immer mehr Frauen dieser Bewegung an und ließen im Laufe der 1970er Jahre eine Frauenbewegung und feministische Gegenkultur in Form von Frauenzentren, Frauencafés, Frauenuniversitäten und Frauenbuchläden entstehen. Natürlich blieben die Vertreter*innen des Antifeminismus auch während der zweiten Frauenbewegung nicht still und schossen gegen bekannte Feministinnen wie Alice Schwarzer und deren Werke, indem sie aber vor allem diese Frauen persönlich beleidigten. Das war leider auch nur der Anfang.
In den 1980er und 1990er Jahren traten international vermehrt antifeministische Gruppierungen auf: die sogenannten Männerrechtsgruppen, die es bis heute noch gibt. Deren Vertreter*innen meinen, Männer seien Opfer des Feminismus. Die Gleichheit von Frauen habe in deren Meinung, zu einer Ungleichheit von Männern verkehrt. Insofern werden bestehende Gleichstellungsmaßnahmen und Gender Mainstreaming stark abgelehnt und als staatlich verordnete Umerziehung verunglimpft. Der Begriff „Gender“ ist für Antifeministen einem Schimpfwort gleichzusehen. Einen großen Beitrag dazu hat auch der Vatikan ab 1994 geleistet. Der Vatikan reagierte auf die Integration des Gender-Begriffs in den Abschlussdokumente der UN-Konferenzen in Kairo 1994 und Beijing 1995 und lehnte nicht nur sexuelle und reproduktive Rechte, sondern auch Abtreibung und Homosexualität ab. Auch zum Begriff „Gender“ hatte der Vatikan eine Einstellung und die war durchaus negativ und gar nicht gleichstellungsorientiert.
Der Antifeminismus dürfte einer der Gründe sein, warum seit 1970 bereits die gleichen Fragen betreffend die Gleichstellung von Frauen und deren fundamentale Rechte wie die Selbstbestimmung diskutiert werden. Auch wenn Antifeministen sich heutzutage mehrheitlich nicht gerne als solche bezeichnen, erkennt man sie aber an deren politischen Einstellungen und der extremen Abwehrhaltung gegen Gender Mainstreaming was auch als „Antigenderismus“ bezeichnet wird. Mit der argumentativen Verwendung von Begriffen wie „Gender-Ideologie“, „Genderismus“ oder „Gender-Wahn“ outen sich Antifeministen mittels diesem „Antigenderismus“ jedoch selbst. [1]
Der „Antigenderismus“ als neue Form des „Antifeminismus“ wird getragen von Angehörigen der Männerrechtsbewegung, von konservativen Journalist*innen, von christlich-fundamentalistischen Gruppierungen und von rechtspopulistischen bis rechtsextremen Bewegungen. Antigenderismus in seiner aktuellen Form lässt sich vor allem erkennen an der Diskreditierung von Geschlechtergerechtigkeit und die Diffamierung von Gender, sowie der Diffamierung von sexueller Vielfalt und der Dämonisierung von Sexualerziehung, die Ablehnung von Gender Studies und die Stärkung von heterosexuellen Familien und konservativen Lebensweisen.[2]
[1] Quelle: https://www.gwi-boell.de/de/2018/08/03/frauenfeindlich-sexistisch-antifeministisch-begriffe-und-phaenomene-bis-zum-aktuellen; sowie: https://www.gewaltinfo.at/themen/2020_05/antifeminismus.php.
[2]Quelle: https://www.gwi-boell.de/de/2018/08/03/frauenfeindlich-sexistisch-antifeministisch-begriffe-und-phaenomene-bis-zum-aktuellen