Wusstest du, dass die „Gender Pay Gap“ Armut für Frauen erzeugt?

Als „Gender Pay Gap“ wird der geschlechtsspezifische Lohnunterschied von Frauen und Männern bezeichnet. Berechnet wird dieser Unterschied aus der Differenz zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern in Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten in der Privatwirtschaft. Diese Daten werden in der gesamten EU

alle vier Jahre nach harmonisierten Standards erhoben.

Mit Stand 2022 verdienen Frauen in Österreich noch immer gemessen am durchschnittlichen Bruttostundenverdienst 18,9 Prozent weniger als Männer. Damit ist Österreich eines der Länder in der EU mit der größten „Gender Pay Gap“.

Ursächlich für die hohe Lohndifferenz sind geschlechtsspezifische Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt. Frauen arbeiten viel häufiger in Teilzeit als Männer. Das hat vor allem damit zu tun, dass sie im Gegensatz zu Männern, meist viel Zeit in die familiäre unbezahlte Care-Arbeit investieren. Erwerbstätige Frauen arbeiten durchschnittlich 27 Stunden in der Woche unbezahlt im Haushalt, in der Kinderbetreuung und in der Pflege.

Auch die Branche, der Beruf und die Dauer der Unternehmenszugehörigkeit sind Faktoren, die die Lohnverhältnisse definieren und die Gender Pay Gap bestehen lassen. Zudem trauen sich Frauen in Gehaltsverhandlungen weniger zu als Männer und haben auch seltener Führungspositionen inne, da es für sie schon per se schwieriger ist, beruflich aufzusteigen. Denn obwohl Frauen 47 Prozent der Erwerbstätigen ausmachen und noch dazu höhere Bildungsabschlüsse als Männer vorweisen können, sind sie in den Vorständen der börsennotierten Unternehmen mit lediglich 7 Prozent vertreten.

Die Gender Pay Gap ist nicht nur extrem unfair, sondern bewirkt, dass Frauen armutsgefährdet sind. Laut AK Wien entgehen Frauen durchschnittlich 900 Euro brutto monatlich durch die Gender Pay Gap. Für ein durchschnittliches weibliches Erwerbsleben von 34,5 Jahren bedeutet das einen Verlust von 435.000 Euro. Dass dies armutsbegünstigend für Frauen ist, ist offensichtlich. Tatsächlich ist es seit 1979 rechtlich verankert, dass es bei gleicher und gleichwertiger Arbeit von Frauen und Männern keinen Lohnunterschied geben darf.

Die Gender Pay Gap wirkt sich aber auch auf die Pension der Frauen aus. Frauen bekommen vor allem aufgrund deren Teilzeittätigkeit weniger Pension als Männer und oftmals haben sie sogar überhaupt keinen Anspruch auf eine Pension. In Österreich sind die monatlichen Alterspensionen der Frauen im Durchschnitt um 42,1% niedriger als jene der Männer. Die

durchschnittliche Alterspension bei den Frauen im Jahr 2020 betrug lediglich 1.219 Euro und bei den Männern 2.104 Euro brutto pro Monat. Angesichts der Rekordinflation bleibt hier nicht viel zum Überleben. Das bestätigt auch die Erhebung EU-SILC 2020. 25% der alleinlebenden Pensionistinnen waren demnach 2020 armutsgefährdet. Ein-Eltern-Haushalte – das sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – haben mit 31% das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen.[1]

Es lässt sich erneut erkennen, die Gleichstellung der Frau ist noch lange nicht erreicht und wir müssen dafür kämpfen, dass die Gender Pay Gap für allezeit beseitigt wird.


[1] Quellen: https://wien.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/frauen/Warum_gibt_es_eine_Einkommensschere_.html; sowie https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2022/05/20220303InternationalerFrauentag2022.pdf.